Polen – ein Reiseversuch.
Unterwegs: eine Reise voller Gegensätze
Ich hatte große Pläne. Fünf Wochen wollte ich in Polen bleiben, mit viel Zeit, um das Land wirklich kennenzulernen. Doch schon bei der Einreise war da ein Gefühl, das ich nicht so recht greifen konnte. Irgendetwas war anders als sonst, wenn ich unterwegs bin. Ich fühlte mich nicht frei – und das war ungewöhnlich. Es war nicht Unsicherheit, keine Angst, auch kein Unwohlsein. Eher so, als ob das Land und ich nicht dieselbe Sprache sprechen.
Es tut mir leid, Polen, aber wir sind einfach keine Freunde geworden.
Und man kann mir nicht vorwerfen, ich hätte es nicht versucht. Ich bin von Swinemünde aus die gesamte Ostseeküste entlang bis hoch auf die Halbinsel Hel gefahren, nördlich von Danzig. Doch die Begeisterung wollte sich nicht einstellen. Die Landschaft wirkte auf mich monoton, Pommern konnte mich nicht in seinen Bann ziehen.
Dazu kam ein sehr praktisches Problem:
Stellplätze.
In vielen Ländern finde ich schnell und unkompliziert schöne Orte zum Übernachten – in Polen war das anders. Klar, es gibt Campingplätze, aber im Sommer sind sie brechend voll, weil Ferienzeit ist.
Klassische Stellplätze, wie ich sie sonst kenne, habe ich kaum gefunden. Und so war jeder Abend ein kleines Projekt: suchen, ausprobieren, wieder weiterfahren. Ich habe am Ende durchaus schöne Plätze gefunden, manchmal auch traumhafte, aber es war immer mit SEHR viel Mühe verbunden.
Ich glaube, genau das hat verhindert, dass ich innerlich zur Ruhe gekommen bin.
Reisen ist für mich nicht nur das Abfahren von Orten, sondern das Ankommen – auch für eine Nacht.
In Polen war dieses Ankommen selten leicht.
So blieb das Gefühl:
Polen und ich, wir passen einfach nicht zueinander. Und das ist okay. Nicht jedes Land muss für jeden ein Herzensort sein.
Unterwegs durch Polen – eine Reise voller Gegensätze
Nachdem ich die polnische Ostseeküste entlanggefahren war, zog es mich weiter in den Osten. Die Masuren haben mich sofort begeistert: eine wunderschöne Landschaft, geprägt von unzähligen Seen, stillen Buchten und sattem Grün.
Dort habe ich zum ersten Mal in Polen gespürt, wie schön dieses Land sein kann.
Doch je weiter ich nach Osten kam, fast bis an die weißrussische Grenze, desto trostloser wirkte die Umgebung auf mich.
Das Leben dort schien rauer, karger, und es war extrem schwierig, passende Stellplätze zu finden. Nach einigen Tagen voller Suche und Umwege entschied ich, meine Route zu ändern und Richtung Südwesten aufzubrechen.
Mein eigentliches Ziel war ohnehin Schlesien – genauer gesagt das kleine Dorf, aus dem mein Vater stammt.
Auschwitz stand ursprünglich noch auf meinem Plan, aber da Hunde dort nicht erlaubt sind, habe ich den Besuch verworfen.
So fuhr ich direkt nach Schlesien.
Landschaftlich hat mich die Region überrascht: leicht hügelig, mit Wäldern, Feldern und viel Natur. Auf dem Sankt Annaberg habe ich auf einem privaten Stellplatz übernachtet – ein ruhiger Ort, der mich erdete.
Von dort aus ging es weiter nach Leuber, das Heimatdorf meines Vaters.
Dieser Besuch war für mich sehr emotional. Zu sehen, wo er mit seinen acht Geschwistern aufgewachsen ist, wo meine Großeltern ihre große Tischlerei betrieben, und die Kirche, in der meine Großmutter wohl täglich war – all das hat mich tief bewegt.
Es war mir wichtig, in diesem Dorf auch eine Nacht zu verbringen, und tatsächlich habe ich ein stilles Plätzchen an der Kirche gefunden.
Dort zu übernachten fühlte sich friedlich und richtig an. Und ich war meinen Eltern, die ich kürzlich beide verloren habe, sehr nahe.
Nach diesem sehr persönlichen Erlebnis setzte ich meine Reise fort. Ich fuhr durch Tschechien, aber ohne wirklich zu verweilen. Ich kann nicht einmal sagen warum – ich hatte einfach keine Lust, dort zu bleiben.
Also zog es mich direkt weiter nach Österreich.
Und hier, in Österreich, fühle ich mich zum ersten Mal seit Wochen angekommen. Hier habe ich Ruhe gefunden. Kein Stress mehr mit der Stellplatzsuche, denn mit meinem Vansite Jahrespass finde ich problemlos schöne Plätze.
Die Landschaft, die Stimmung, die Menschen – alles passt. Ich merke, dass ich hier zur Ruhe komme.
Österreich— fühlt sich leicht an. Vielleicht auch, weil ich schon sehr oft in dem Land war.
Hier werde ich noch ein wenig herumtingeln, bevor im September mein nächster Termin ansteht.
Fazit:
Polen und ich, wir sind keine Freunde geworden. Ich habe es versucht, bin viele Wege gefahren, habe schöne Orte gesehen – und doch blieb das Gefühl der Fremdheit.
Aber das gehört zum Reisen dazu: Nicht jedes Land wird ein Herzensort.
In Österreich dagegen habe ich genau das gefunden, was mir fehlte: Ruhe, Freiheit, Ankommen.
Hier komme ich runter.
Hier sitze ich und merke: ich komme endlich runter. Paradox eigentlich, wenn man unterwegs ist – aber Reisen ist eben kein Urlaub. Es kann wunderschön sein, voller Begegnungen und Eindrücke, aber auch ziemlich anstrengend. Kein Tag ist gleich, und oft weiß ich morgens nicht, wo ich abends schlafen werde.
Alles organisiere ich allein. Ich habe es mir so ausgesucht, klar, aber manchmal bringt es mich auch an meine Grenzen. Das ist keine Beschwerde – eher eine ehrliche Feststellung.
Und genau deshalb genieße ich jetzt diese Stille hier draußen umso mehr. Die Natur, die Ruhe, das Durchatmen. Einfach mal nichts müssen, sondern nur sein.
Und tatsächlich:
Diese Reise hat mich an meine Grenzen gebracht.
Obwohl ich schon lange unterwegs bin, war das ein neues Gefühl für mich. Doch es hat mich ein Stück weitergebracht. Ich bereue es nicht – im Gegenteil, ich bin froh, auch diese Erfahrung gemacht zu haben. Denn es ist nicht immer alles nur leicht oder „schön“.
Aber genau das ist das wahre Leben.
Und auch das gehört dazu.
Katrin.















